Menschliche Entwicklungsräume (Neun Thesen)

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Die Homo Sapiens haben im Verlauf der Evolution gelernt, die Entwicklungsräume, in denen sie sich bewegen, kreativ und weitgehend selbst gestalten – und zwar durch die Art ihrer Beziehungsgestaltung. Entwicklungsräume eröffnen sich in verschiedenen Dimensionen, die miteinander verbunden sind:

  1. in der Beziehung zu sich selbst
  2. im Bereich des Zwischenmenschlichen (in Beziehungen zu anderen Menschen)
  3. in der Beziehung zur Umgebung
Neun vorläufige Thesen zu menschlichen Entwicklungsräumen
  1. Notwendigkeit: Menschen brauchen Entwicklungsräume, in denen sie sich entfalten können.
  2. Wohlbefinden: Menschen fühlen sich wohl, wenn Entwicklungsräume zugänglich sind, und wenn sie erleben, dass sie diese Entwicklungsräume aktiv und kreativ gestalten können.
  3. Individuelle und gemeinsame Entwicklungsräume: Wir können zwischen (a) individuellen und (b) gemeinsamen Entwicklungsräumen unterscheiden. Es kommt auf die Perspektive an.
  4. Bezogensein und Gegenseitigkeit: Im Bereich des Zwischenmenschlichen (in menschlichen Beziehungen) begrenzen, bedingen und erschließen sich individuelle und gemeinsame Entwicklungsräume gegenseitig. Die Erschließung von Entwicklungsräumen setzt gegenseitige Abstimmung voraus.
  5. Basale Beziehungssysteme: Eltern-Kind-Beziehungen, Paarbeziehungen, Familienbeziehungen, oder intensive Zweier- oder Gruppenbeziehungen können als besondere Entwicklungsräume aufgefasst werden, in denen sich menschliche Beziehungsfähigkeiten entwickeln können (z.B. Selbstempfinden (Daniel Stern), Empathie, Mitgefühl, Gegenseitigkeit, Abstimmung, kreative Kooperation und kreative Beziehungsgestaltung). Basale Beziehungssysteme sind Teil sozialer, kultureller und natürlicher Systemen (sie sind also eingebettet in größere Zusammenhänge, mit denen sie in enger Wechselwirkung stehen).
  6. kreative Kooperation und Abstimmung: Gelingt es im gemeinsamen Miteinander (a) individuelle Entwicklungsräume optimal zu koppeln und (b) gut aufeinander abzustimmen, dann erweitern sich die Möglichkeiten und neue Möglichkeitsräume entstehen.
  7. Der Entwicklungsraum der einen ist der Entwicklungsraum der anderen: Wenn Menschen sich gegenseitig Entwicklungsräume zugestehen und zur Verfügung stellen, kann sich Kooperation entwickeln. In kooperativen Beziehungen eröffnen sich Menschen gegenseitig Entwicklungsräume.
  8. Probleme und Konflikte:
    – Wenn sich, aus welchen (inneren oder äußeren) Gründen auch immer, keine passenden Entwicklungsräume bieten oder eröffnen (oder diese nicht wahrgenommen werden), kommt es zu Problemen und Konflikten. Individuen oder Gemeinschaften, die nicht fühlen (empfinden!), dass sie sich entfalten und Entwicklungsräume gestalten können, reagieren depressiv nach Innen und/ oder aggressiv nach Außen.
    – Individuen oder Gemeinschaften, die anderen Entwicklungsräume verweigeren, stark beschränken oder rauben, reagieren ebenfalls depressiv nach Innen und/oder aggressiv nach Außen.
  9. Eskalation von Gewalt: Wo Menschen sich selbst, Anderen oder sich gegenseitig Entwicklungsräume streitig machen, kommt es zu Kämpfen und gewaltsamen Auseinandersetzungen.

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