Die Welt offen halten – gegen den alten und neuen Rassismus

Veröffentlicht am Posted in Courage, Freiheit&Fantasie, Respekt&Vertrauen, Universell gültige Werte

„Ich weigere mich, irgendjemanden danach zu beurteilen, welcher Gruppe er zufällig angehört“ schreibt Primo Levi im deutschen Vorwort zu seinem Buch über seine Erfahrungen in Ausschwitz (Ist das ein Mensch) – explizit an seinen deutschen Übersetzer gerichtet.

Der bekannte israelische Sozialpsychologe Gilad Hirschberger, ein Experte für kollektive Traumatisierung, wurde im Februar 2024 zu einer Konferenz nach Oslo eingeladen. Im Mai wurde er durch das Organisationskomitee der Konferenz wieder ausgeladen, mit dem Argument, „dass wir eine Kollaboration mit Repräsentanten von Ländern vermeiden sollen, die sich im Krieg befinden“. Er schreibt dazu: “ Ein Individuum wegen dessen Gruppenzugehörigkeit negativ zu behandeln, ist die Essenz eines Vorurteils. Wenn selbst Psychologen ihre Vorurteile nicht zurückhalten können, und wenn selbst klinische Psychologen solche Intoleranz ausdrücken, welche Hoffnung besteht dann für den Rest der Welt“.

Shifra Sagy von der Ben-Gurion-Universität, die sich mit Versöhnungsarbeit zwischen Israelis und Palästinenser beschäftigt, wurde im Jahr 2018 von einem Podium in Südafrika verbannt, weil der in Europa von vielen bewunderte postkoloniale Denker Achill Mbembe die Veranstalter vor die Wahl stellte: Entweder die oder ich – mit der Begründung, er wolle kein Podium teilen, kein Gespräch führen mit einer Israelin, ganz gleich, was diese zu sagen habe.

Die Welt darf sich weder dem alten noch dem neuen Rassismus, der im Gewand des Antirassismus daherkommt, nicht beugen. Die Anhänger universell gültiger Werte können mutig aufstehen und mit Primo Levi sagen: Wir weigern uns, irgendeinen Menschen danach zu beurteilen, welcher Gruppe er zufällig angehört.

Statement against the Boycott of Israeli Academics

Gemeinsam mit mehr als 8.000 Akademiker*innen weltweit haben auch einige unserer Mitglieder das wichtige Statement against the Boycott of Israeli Academics unterzeichnet.

Das Statement kann leider (Stand 25.05.2024, 13h) nicht mehr mitgezeichnet werden.

Wir bedanken uns bei den Initiator*innen Anne Rethmann, Daniel Siemens und Helmut Walser Smith für die wichtige Initiative, und dokumentieren den Wortlaut im Folgenden. Unterzeichner*innen unter oben stehendem Link.

Statement against the Boycott of Israeli Academics

May 14, 2024

We, scholars from the humanities and social sciences, though not exclusively from these fields, are deeply concerned about the increasing isolation of our academic colleagues in Israel. Calls for boycotts against Israeli academic institutions are not new, but since the brutal attack by Hamas on October 7th and the subsequent Israeli-Hamas War, these calls have taken on a new dimension. On April 12, 2024, the Israeli daily newspaper Haaretz published an article based on interviews with over 60 Israeli scholars and reported an astonishing range of discriminatory practices. These include the termination of scientific collaborations, cancellation of conference invitations, refusal to consider scholarly submissions to journals, rejections of promotion evaluations, and withdrawal of offers for academic appointments, among other instances.

Regardless of how each of us currently analyzes the situation on the ground and evaluates the actions of the Israeli government and army, we want to make clear that we stand against all forms of boycotts targeting Israeli scholars and Israeli academic institutions. We firmly advocate for cooperation and continued work with them. We are also convinced that the gradual, often subtle exclusion of Israeli scholars contradicts fundamental principles of professional comportment and academic freedom. Moreover, an academic boycott against Israel is counterproductive regarding internal Israeli debates as well as Israeli-Palestinian dialogue, as Barak Medina argued in his essay Is it Justified to Boycott Israeli Academia?

We strongly believe that international exchange – especially in troubled times like these – is essential for maintaining an open and global academic community. The alarming trend of excluding Israeli scholars from international academic discourse requires unequivocal response on our part. We, the undersigned, call on scholars to stand in solidarity with our Israeli colleagues on this critical issue.

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