Das Elend der Zensur und die Freiheit der Gedanken
Die Kulturrevolution vertrieb den gefeierten Dichter Ai Qing mit seinem Sohn, dem heute weltbekannten Künstler Ai Weiwei, nach Xinjiang in die Verbannung. Er hatte Schreibverbot und wurde gezwungen die Toiletten zu putzen. Jeden Tag kamen Parteikader, um Qing zu befragen, was in den Büchern stand oder gezeigt wurde. Die Inhalte waren für sie konterrevolutionär und inakzeptabel. Qing hatte Angst, sie könnten ihn umbringen. Zu seinem Sohn Weiwei sagte er: „ sie werden immer neue Fragen stellen. Der einzige Weg, dem ein Ende zu machen, ist, die Bücher zu verbrennen“. Also half der Kleine Weiwei dem Vater, und da die Bücher nicht im Ganzen brannten, riss Weiwei Seite für Seite aus den Büchern, um sie zu verbrennen. Auf diese Weise verstand er, wie wertvoll sie waren. Erst später wurde ihm klar, dass nicht die Bücher gefährlich waren, sondern der Kontakt mit ihren Inhalten. Umberto Eco hat darüber seinen berühmten Roman „Im Namen der Rose“ geschrieben. Nicht die Bücher sind gefährlich – die Bilder, Zeichen, Worte und Sätze, die in ihnen abgebildet sind -, sondern die Gedanken, die in den Köpfen der Menschen entstehen, wenn sie lesen oder Bilder betrachten. Daher ist jede Zensur auf die Dauer vergeblich, denn die Gedanken erheben sich aus der Asche, sie überleben die Brände, sie fliegen frei von Kopf zu Kopf und finden am Ende wieder einen symbolischen Ausdruck. Davon handeln die Werke Ai Weiweis.