Hoffen
So ist aus meiner Sicht Hoffnung etwas, das Möglichkeitsräume eröffnet und zwar jetzt und nicht in einer beeinflussbaren Zukunft. Damit widerspreche ich den verbreiteten Definitionen, die nur auf Zukunft verweisen. Denken wir an das altertümliche Wort, wonach eine Frau „guter Hoffnung“ ist, was bedeutet, dass sie schwanger ist. Ich erlaube mir, das ein bisschen umzuinterpretieren: Schwanger ist sie ja schon, das ist Gegenwart; aus diesem jetzt heraus erwartet sie allerdings, in Zukunft dieses Kind zu gebären. Die Freude, die durch die Verbindung mit dem wachsenden Leben bereits da ist, ermöglicht die positiv getönte Erwartung, die man Hoffnung nennen kann.
(Luise Reddemann, Hoffnung und Mitgefühl, Leitfaden Heft 1/2017, S.66)