Umwelt-Verantwortung

Veröffentlicht am Posted in Entwicklungsräume, Öko-systemische Perspektiven, Zweifel&Skepsis
Egal, wie umweltbewusst man lebt, die Probleme hören nicht auf. Wie geht man damit um?
Eine Kolumne von ZEITMAGAZIN NR. 47/2020

Wenn man sich mit Umweltthemen beschäftigt, bekommt man schnell das Gefühl der Ausweglosigkeit. Selbst wenn man sich in jedem Bereich seines Lebens ökologisch einigermaßen korrekt verhielte, gibt es ja immer noch die, die es nicht tun. Abgesehen davon, dass man es natürlich selbst niemals schaffen würde. Es ist das Gefühl der Ohnmacht, von dem man weiß, dass es Menschen depressiv macht: Was auch immer man tut, es ist nie genug. Die schlechten Nachrichten reißen trotzdem nicht ab.

Ich hatte Menschheit gesagt, aber Eser differenzierte diesen Begriff erst mal: „Nicht jeder Mensch ist in gleicher Weise Teil des Problems. Gerade ist eine Studie herausgekommen, die zeigt, dass nur zehn Prozent der Menschheit für die Hälfte der CO₂-Emissionen verantwortlich sind. Aber klar, das ist superfrustrierend: Selbst wenn man ganz viel richtig macht, ist die Gesamtmenge, die man emittiert, allein dadurch, dass man in einer industrialisierten Gesellschaft lebt, viel zu hoch.“

„Genau das macht mich ja so fertig: Ich sündige, egal wie sehr ich mich anstrenge“, sagte ich.

„Ich würde zunächst mal gern den Begriff der Sünde hinterfragen – besser ist der Begriff der Verantwortung. Verantwortung übernimmt man, und es gehört dazu, dass es eine Grenze gibt: Man ist für das eigene Handeln verantwortlich, aber für das der anderen nicht. Das Schwierige ist, dass das, was der Einzelne tut, nicht reicht. Der Dampfer fährt, und wenn einer einen Anker ins Wasser hängt, dann bringt das gar nichts. Und deshalb muss es politisch verhandelt werden.“

„Aber immer wenn ich zu diesem Gedanken gelange“, sagte ich, „lässt meine Selbstdisziplin nach, und ich kaufe Dinge, von denen ich schon im Moment des Kaufens weiß, dass ich sie nicht brauche.“

„Für mich ist das auch eine Frage der Selbstachtung: Verhalten, das man als falsch erkannt hat, sein zu lassen. Nicht aus der Illusion, man könne die Welt verändern, sondern aus dem Bedürfnis heraus, im Einklang mit den eigenen Überzeugungen zu leben.“

„Und es ist ja nicht so, dass wir kollektiv nicht handeln können“, fuhr Eser fort. „Das hat Corona gezeigt, die politische Ansprache, die neu ist: ›Ihr müsst es nicht gut finden, aber wir müssen das jetzt machen, weil sonst etwas passiert, das noch viel unangenehmer ist.‹“

„Und diese Ansprache fehlt in Umweltfragen?“

„Genau. Je weniger Regulierung man sich zutraute, desto mehr setzte man stattdessen auf Umweltbildung. Nach dem Motto: Wir müssen schon in der Schule den Kindern sagen, was das Problem ist. Dabei sollte man die Kinder damit in Ruhe lassen.“

„Und was genau ist noch mal das Problem?“

„Und was mache ich jetzt?“

„Ich zitiere da immer gerne diesen Satz von Fulbert Steffensky, dem Theologen: ›Hoffen heißt handeln, als wäre Rettung möglich. Es ist aber nicht ausgemacht, dass unsere Mühe auch zur Rettung führt.‹“

Das ist nun wirklich kein optimistischer Satz, aber seit ich ihn kenne, bin ich weniger verwirrt.

Selbstakzeptanz bedeutet Entwicklung

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Wir leben entspannter mit einem guten Kontakt zu unseren Schattenseiten, Schwächen und Ängsten. In sicheren Situationen und wertgeschätzt können wir sie anschauen und werden ruhiger. Gebundene Energie wird frei – Angst liefert Energie, das ist ihre überlebenswichtige Funktion – und wir entwickeln mehr Toleranz für uns selbst, für andere, für Ambiguität, das Aushalten offener Fragen und Situationen.

Selbstakzeptanz statt Selbstoptimierung (Willi Butollo).