Die Sehnsucht nach Freiheit gehört zu uns wie der aufrechte Gang

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Von weiter weg sehen wir einen blauen Planeten, der von einer hauchdünnen Schutzschicht eingehüllt wird. Ohne  Atmosphäre, ohne Sauerstoff, könnten menschliche Wesen nicht überleben. Zum guten Leben brauchen wir aber, wie die Luft zum Atmen, Freiheit. Die Sehnsucht nach Freiheit gehört zu uns wie der aufrechte Gang. (mehr …)

Hegel – Zur Widersprüchlichkeit der Wirklichkeit

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Mit Hegel können wir Widersprüchlichkeit als ein Grundprinzip alles Lebendigen verstehen:

 Etwas ist also lebendig, nur insofern es den Widerspruch in sich enthält, und zwar diese Kraft ist, den Widerspruch in sich zu fassen und auszuhalten – anderenfalls geht es in dem Widerspruch zu Grunde (L II 76).

In ganz besonderem Maße gilt dieses Prinzip für die Sphäre des Denkens: „Das spekulative Denken besteht nur darin, dass das Denken den Widerspruch und in ihm sich selbst festhält“ (L II 76).

Der Widerspruch bestimmt so für Hegel die Struktur von logischer, natürlicher und geistiger Wirklichkeit überhaupt. Wie können wir die Phänomene der Welt in ihrem Zusammenhang, als Ganzes, entdecken und verstehen? Diese Frage führte den großen deutschen Philosophen Hegel zu einer Art des Denkens, die er Dialektik nannte. Dialektik, der Prozess der Widersprüchlichkeit, bezeichnet dabei sowohl die Methode des Denkens (des Nachdenkens über die Dinge), als auch das Prinzip, das den Dingen selbst innewohnt.

Im Denken Hegels spielen die sogenannten Reflexionsbestimmungen – „Identität“, „Unterschied“, „Widerspruch“ und „Grund“ – eine zentrale Rolle. Er analysiert die Reflexionsbestimmungen in ihrem Verhältnis zueinander und zeigt, dass ihnen in ihrer Isolierung gegeneinander keine Wahrheit zukommt, nur im Zusammenhang. Die bedeutendste Reflexionsbestimmung ist die des „Widerspruchs“. Hegel legt großen Wert darauf, dass der Widerspruch nicht wie bei Kant „in die subjektive Reflexion geschoben“ werden dürfe (L II 75). Dies würde eine „zu große Zärtlichkeit“ (L I 276) den Dingen gegenüber bedeuten. Vielmehr kommt der Widerspruch den Dingen selbst zu. Er ist „das Prinzip aller Selbstbewegung“ (L II 76) und deshalb in aller Bewegung vorhanden.

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Hoffnung und Mitgefühl (Luise Reddemann)

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…. Ich bin der Meinung, und fand dies bei Benedetti bestätigt, dass wir nur dann Hoffnung in unseren Patientinnen und Patienten nähren können, wenn es uns gelingt, mitfühlend zu sein. Dann spüren wir die Not unserer Patienten und den Wunsch in uns, in irgendeiner Form etwas zu ermöglichen, was sie ein wenig auf Linderung, Besserung oder auch Heilung hoffen lässt, sie zumindest für möglich zu halten. Was ist Mitgefühl? Jedenfalls nicht Empathie. Empathie ist Einfühlung, Mitgefühl beinhaltet den Wunsch, etwas Heilsames zu bewirken.

(Luise Reddemann, Hoffnung und Mitgefühl, Leitfaden, Heft 1/2017, S. 70)

Hoffen

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So ist aus meiner Sicht Hoffnung etwas, das Möglichkeitsräume eröffnet und zwar jetzt und nicht in einer beeinflussbaren Zukunft. Damit widerspreche ich den verbreiteten Definitionen, die nur auf  Zukunft verweisen. Denken wir an das altertümliche Wort, wonach eine Frau „guter Hoffnung“ ist, was bedeutet, dass sie schwanger ist. Ich erlaube mir, das ein bisschen umzuinterpretieren: Schwanger ist sie ja schon, das ist Gegenwart; aus diesem jetzt heraus erwartet sie allerdings, in Zukunft dieses Kind zu gebären. Die Freude, die durch die Verbindung mit dem wachsenden Leben bereits da ist, ermöglicht die positiv getönte Erwartung, die man Hoffnung nennen kann.

(Luise Reddemann, Hoffnung und Mitgefühl, Leitfaden Heft 1/2017, S.66)

Feinde der Demut – Überheblichkeit und Selbstüberschätzung

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Der schlimmste Feind des Menschen ist seine Überheblichkeit. Das gilt im Kleinen wie im Großen. Wenn du dich über andere Menschen erhebst, wird es nie gut.

Der anscheinend ewige Kreislauf von Gewalt und Gegengewalt beginnt damit, dass sich eine Gruppe von Menschen über andere Gruppen von Menschen erhebt. Wie viele sind in den Krieg gezogen, um sich zu erheben, oder eine fantasierte Überlegenheit durchzusetzen, im Namen eines Gottes oder irgendeiner größeren Sache.

Eng damit verbunden der scheinbar harmlose Versuch, sich individuell im Bewusstsein, ’spirituell‘ über sein Menschsein zu erheben. Es spricht nichts dagegen, dein Bewusstsein zu erweitern, wenn du die Begrenzungen, die dich als Mensch begrenzen, achtest. Aber die Geschichte zeigt immer wieder, wenn Menschen versuchen, sich über das menschliche Sein zu erheben, wird es gefährlich. Es ist kein Zufall, dass Kriegergesellschaften Praktiken des Transzendentalen besonders entwickelt haben.

Keiner ist auserwählt, du bist nicht besser, du bist kein Richter, du bist kein Gott. An dir ist nichts Göttliches, du bist nur ein kleiner Mensch. Das gilt für alle Menschen, ob Kaiser, Papst, Tribun, CEO oder Guru. Der Versuch, sich selbst über sein Menschsein hinaus zu transzendieren, ist überheblicher als alles andere – es endet im Unmenschlichen. War das die Botschaft von Jesus?

Mein größter Feind ist meine Selbstüberschätzung. Mein bester Freund ist mein Mitgefühl. Mein bester Freund sagt mir, akzeptiere, dass dein größter Feind immer ein Teil von dir bleiben wird. Am besten, ich behalte meine Überheblichkeit im Auge und umarme sie von Zeit zu Zeit, um Schlimmeres zu verhüten.

Menschliche Entwicklungsräume (Neun Thesen)

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Die Homo Sapiens haben im Verlauf der Evolution gelernt, die Entwicklungsräume, in denen sie sich bewegen, kreativ und weitgehend selbst gestalten – und zwar durch die Art ihrer Beziehungsgestaltung. Entwicklungsräume eröffnen sich in verschiedenen Dimensionen, die miteinander verbunden sind:

  1. in der Beziehung zu sich selbst
  2. im Bereich des Zwischenmenschlichen (in Beziehungen zu anderen Menschen)
  3. in der Beziehung zur Umgebung
Neun vorläufige Thesen zu menschlichen Entwicklungsräumen
  1. Notwendigkeit: Menschen brauchen Entwicklungsräume, in denen sie sich entfalten können.
  2. Wohlbefinden: Menschen fühlen sich wohl, wenn Entwicklungsräume zugänglich sind, und wenn sie erleben, dass sie diese Entwicklungsräume aktiv und kreativ gestalten können.
  3. Individuelle und gemeinsame Entwicklungsräume: Wir können zwischen (a) individuellen und (b) gemeinsamen Entwicklungsräumen unterscheiden. Es kommt auf die Perspektive an.
  4. Bezogensein und Gegenseitigkeit: Im Bereich des Zwischenmenschlichen (in menschlichen Beziehungen) begrenzen, bedingen und erschließen sich individuelle und gemeinsame Entwicklungsräume gegenseitig. Die Erschließung von Entwicklungsräumen setzt gegenseitige Abstimmung voraus.
  5. Basale Beziehungssysteme: Eltern-Kind-Beziehungen, Paarbeziehungen, Familienbeziehungen, oder intensive Zweier- oder Gruppenbeziehungen können als besondere Entwicklungsräume aufgefasst werden, in denen sich menschliche Beziehungsfähigkeiten entwickeln können (z.B. Selbstempfinden (Daniel Stern), Empathie, Mitgefühl, Gegenseitigkeit, Abstimmung, kreative Kooperation und kreative Beziehungsgestaltung). Basale Beziehungssysteme sind Teil sozialer, kultureller und natürlicher Systemen (sie sind also eingebettet in größere Zusammenhänge, mit denen sie in enger Wechselwirkung stehen).
  6. kreative Kooperation und Abstimmung: Gelingt es im gemeinsamen Miteinander (a) individuelle Entwicklungsräume optimal zu koppeln und (b) gut aufeinander abzustimmen, dann erweitern sich die Möglichkeiten und neue Möglichkeitsräume entstehen.
  7. Der Entwicklungsraum der einen ist der Entwicklungsraum der anderen: Wenn Menschen sich gegenseitig Entwicklungsräume zugestehen und zur Verfügung stellen, kann sich Kooperation entwickeln. In kooperativen Beziehungen eröffnen sich Menschen gegenseitig Entwicklungsräume.
  8. Probleme und Konflikte:
    – Wenn sich, aus welchen (inneren oder äußeren) Gründen auch immer, keine passenden Entwicklungsräume bieten oder eröffnen (oder diese nicht wahrgenommen werden), kommt es zu Problemen und Konflikten. Individuen oder Gemeinschaften, die nicht fühlen (empfinden!), dass sie sich entfalten und Entwicklungsräume gestalten können, reagieren depressiv nach Innen und/ oder aggressiv nach Außen.
    – Individuen oder Gemeinschaften, die anderen Entwicklungsräume verweigeren, stark beschränken oder rauben, reagieren ebenfalls depressiv nach Innen und/oder aggressiv nach Außen.
  9. Eskalation von Gewalt: Wo Menschen sich selbst, Anderen oder sich gegenseitig Entwicklungsräume streitig machen, kommt es zu Kämpfen und gewaltsamen Auseinandersetzungen.

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Raum und Zeit – Vier Aspekte räum-zeitlichen Erlebens

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Raum existiert nicht ohne Zeit, Zeit nicht ohne Raum. Die physikalische Raum-Zeit unseres Universums dehnt und krümmt sich, seit dem Big Bang. Menschliche Welten sind raum-zeitlich geprägt und gerahmt. Wir erleben die (inneren und äußeren) Welten, in denen wir uns bewegen und entwickeln, zeitlich und räumlich strukturiert, und wir organisieren und gestalten unsere Welten räumlich und zeitlich.

Vier raum-zeitliche Aspekte bestimmen das Erleben, die Struktur und die Organisation menschlicher Welten:
a) natürliche raum-zeitliche Gegebenheiten (Berg und Tal; Tag und Nacht),
b) kulturell genormte/geformte raum-zeitliche Gehäuse  (Erde, Himmel, Hölle; Trauerzeiten)
c) sozial konstruierte raum-zeitliche Rahmenbedingungen (Räume zum Essen, Schlafen oder Arbeiten; Arbeitsbeginn, Feierabend)
d) In neuerer Zeit spielen zunehmend virtuell hergestellte und genutzte Raum-Zeiten eine wichtige Rolle.

Alle vier genannten Aspekte sind wechselseitig miteinander verbunden und ineinander verschachtelt.

Menschen verfügen über ein intuitives Zeit- und Raumempfinden; ein mehr oder weniger bewußtes Gespür für natürliche, kulturelle, soziale und virtuelle raum-zeitliche Umgebungen bzw. Gegebenheiten.

Menschliches Handeln, Fühlen, Empfinden, Denken und Wünschen wird stark beeinflusst durch natürliche, kulturelle, soziale und virtuelle raum-zeitliche Umgebungen.